Aktualisiert am 14. Dezember 2020 von Henrik
Am 15. Dezember ist es wieder so weit: Der legendäre Alexandra Palace öffnet seine Tore und es fliegen wieder die Pfeile. Aus gutem Grund, denn die 28. Weltmeisterschaft der PDC steht an, die bis zum 3. Januar 2021 ausgetragen wird. Der Schotte Peter Wright geht bei der Darts WM 2021 als Titelverteidiger ins Rennen, dem Gewinner winken 500.000 Pfund an Preisgeld. Insgesamt werden 2,5 Millionen Pfund ausgeschüttet. Doch wie sieht es bei der Darts WM für deutsche Teilnehmer aus? Die gute Nachricht für alle deutschen Dart-Fans: Mit Gabriel Clemens, Max Hopp und Nico Kurz konnten sich gleich drei Deutsche für die WM in London qualifizieren, die in dem Teilnehmerfeld von 96 Dartspielern mitmischen. Wir stellen sie Euch vor.
Gabriel Clemens – German Giant
Der 37 Jahre alte Saarländer ist momentan der am besten platzierte Deutsche in der PDC. Er wird als Nummer 31 der Order of Merit zur WM fahren und auch als 31 der Setzliste in das Turnier gehen. Er geht zum ersten Mal als gesetzter Spieler in das wichtigste Turnier im Darts.
Der „German Giant“ konnte Ende Oktober 2020 einen Meilenstein in seiner Karriere feiern als er die vorherige Nummer eins aus Deutschland – Max Hopp – überholte. Seitdem gilt er als deutscher Hoffnungsträger im „Ally Pally“ – ihm werden die besten Chancen aller deutschen Teilnehmer zugerechnet.
Clemens kam bereits im Jahr 2001 über Freunde zum Dartsport. Er entwickelte bald einen enormen Ehrgeiz und bemerkte sein Talent. Er steigerte sich immer weiter und beschloss im Jahr 2018 schließlich, sich voll auf den Präzisionssport zu konzentrieren. Seitdem mehren sich die Erfolge und 2018 sicherte er sich über die Q-School auch die begehrte Tour-Karte der PDC. Im Jahr 2019 gelang ihm mit einem zweiten Platz beim German Masters sein bislang größter Erfolg auf der Tour.
Ein echtes Idol hat Clemens im Dart nicht, er zeigte sich in der Vergangenheit allerdings vor allem von dem Wurfstil von Raymond van Barneveld begeistert. Der in Saarlouis geborene „German Giant“ lebt in Saarwellingen. Er ist mit Lisa Heuser liiert, aber noch nicht verheiratet. Als Rechtshänder hat er selbst einen Wurfstil, bei dem er den kleinen Finger weit vom Dartpfeil wegspreizt.
Der einzige Neundarter bei einem PDC-Turnier gelang Clemens bei der Super League Darts Germany 2018. Das erste, was auf seiner Homepage zu lesen ist? „My Focus is the Bullseye“. Das mittigste Feld des Dartboards könnte auch bei der WM eine entscheidende Rolle für Clemens einnehmen. Für den Saarländer könnte es dabei gleich im ersten Spiel auf ein deutsches Duell kommen. Er würde auf Nico Kurz treffen, wenn dieser sich in der ersten Runde gegen Andy Hamilton durchsetzt.
Es könnte also sein, dass bei der WM zum ersten Mal „Wonderwall“ von Oasis zu hören ist – das Einlauflied von Clemens – wenn zwei deutsche Dartspieler um den Einzug in die 3. Runde spielen. Clemens wäre dann wohl der Favorit.
Max Hopp – Maximiser
Hopp hat sich in den letzten Jahren einen Namen als das wohl größte deutsche Talent des Dartsports gemacht. Bereits mit 13 Jahren konnte er in Dortmund sein erstes Jugendturnier gewinnen. Von dort an ging es steil bergauf und der „Maximiser“ konnte sich in der Top-Riege der Jugendspieler weltweit etablieren.
Der 24-Jährige ist im südhessischen Idstein – nahe Wiesbaden – geboren und wohnt mittlerweile in Kottengrün – ein Ort mit 1250 Einwohnern im sächsischen Vogtlandkreis in der Nähe von Tschechien. Mit seiner Freundin Christin Jahn teilt er seine große Leidenschaft, denn auch sie ist Dartspielerin – sie wurde bereits deutsche Meisterin im Darts. Sie hat in die Beziehung einen Sohn mitgebracht. Hopp bezeichnete seinen Stiefsohn einmal als seinen „größten Fan.“ In Kottengrün führen Hopp und Jahn abseits des Dart-Zirkus ein recht ruhiges und zurückgezogenes Leben.
„Wenn Max unter die besten 16 der Welt kommt, wird das bei euch passieren, was Boris Becker Ende der Achtziger mit Tennis geschafft hat“, sagt PDC-Chef Barry Hearn vor fünf Jahren. Und tatsächlich hat Hopp dafür gesorgt, dass der Dartsport in Deutschland immer populärer wurde. Das gelang auch dadurch, dass er die PDC World Youth Championship 2015 gewann, das wichtigste Nachwuchsturnier der Welt, was ihm auch eine Teilnahme bei der WM ermöglichte. Seit 2013 war Hopp – mit einer Ausnahme: der WM 2018 – immer im „Ally Pally“ mit von der Partie.
Trotz seines jungen Alters verfügt er also schon über einiges an Erfahrung. Profi ist Hopp bereits seit dem Jahr 2012. Seinen größten Erfolg feierte er im Jahr 2018 als er die Geman Darts Open für sich entscheiden konnte. Der Titel stellt seinen bislang einzigen auf der PDC-Tour dar. Beim Players Championship Nummer 30 spielte der „Maximiser“ einen überragenden Durchschnittsaverage von 119,2 punkten pro Aufnahme. Bis heute hat noch kein Deutscher Spieler einen höheren Average bei einem PDC-Turnier erreichen können.
Hopp sorgt in der Regel schon mit seiner Einlaufmusik „Hey Baby“ von DJ Ötzi für Stimmung. Seine Fans hält er via Twitter und auch auf seiner eigenen Homepage auf dem Laufenden. Wenn er nicht selbst am Oche steht, dann kommentiert er oftmals auch bei Sport1 die PDC-Turniere als Experte.
Der Rechtshänder wirft mit den Darts: Bull’s Max Hopp Maximiser 22g. In der Order of Merit steht er momentan auf dem 39. Rang und ist damit der zweitbeste Deutsche hinter Clemens. Mit seinem großen Potenzial und seinem Talent ist ihm bei der WM allerdings auf jeden Fall einiges zuzutrauen. In der ersten Runde trifft Hopp auf Gordon Mathers aus Australien, gegen den er als Favorit ins Rennen gehen dürfte. Seine größten Erfolge bei der WM waren zwei Einzüge in die dritte Runde in den Jahren 2019 und 2020.
Nico Kurz
Nico Kurz wurde der Dartsport sozusagen in die Wiege gelegt. Seine Eltern Holger Kurz und Sabine Lisch sind begeisterte E-Dartspieler und daher schien es klar, dass ihr Sohn auch bald vor dem Oche stehen würde. Allerdings: Kurz interessierte sich anfangs eher für Fußball. Er trat lieber gegen einen Lederball als Pfeile auf ein Board zu werfen. Das Talent von Kurz für Darts war aber so offensichtlich, dass ihn der Sport im Teenageralter dann doch packte. Mit 17 Jahren entschied er sich dann endgültig für die Pfeile, auch wenn er immer noch sehr gerne kickt.
Kurz wurde im Jahr 1997 in Hanau geboren und wuchs im hessischen Nidderau-Ostheim auf. Das führte auch dazu, dass er als glühender Fan von Eintracht Frankfurt gilt. Im Gegensatz zu Hopp und Clemens konzentriert er sich bis heute nicht komplett auf Darts, sondern arbeitet bei den Stadtwerken Hanau als Industriemechaniker – wo er auch mit seiner Freundin Sarah Tugend zusammenlebt. Wenn man dies bedenkt, dann ist es umso erstaunlicher, dass Kurz in seiner Karriere schon große Achtungserfolge feiern konnte.
So schlug er beispielsweise schon den Schotten Gary Anderson und qualifiziert sich nun auch wieder für die WM, obwohl er als Nummer 129 der PDC Order of Merit eigentlich nicht im Ally Pally dabei gewesen wäre. Sein Ticket hat Kurz einem echten Drama zu verdanken. Der 23-Jährige gewann im Sommer 2020 die deutsche Darts Super League und verteidigte damit seinen Titel. Im Finale war er gegen Dragutin Horvat schon aussichtslos zurückgelegen – drehte die Partie aber und gewann nach einem dramatischen Entscheidungssleg schließlich mit 10:9.
Durch die erneute Teilnahme an der WM dürften bei Kurz automatisch auch die guten Erinnerungen an die WM 2020 aufkommen. Vor einem Jahr zog Kurz bei seinem Debüt sensationell in die 3. Runde ein. Auf dem Weg dorthin schlug er die Engländer James Wilson und Joe Cullen jeweils mit 3:1. Gegen Wilson hatte er sogar acht perfekte Darts gespielt und auf der Doppel 12 nur hauchdünn den Neundarter verpasst. In der 3. Runde schied Kurz dann gegen Luke Humphries aus, dem er sich trotz einer erneue starken Leistung mit 2:4 geschlagen geben musste.
Kurz gilt vor allem in entscheidenden Momenten als äußerst ruhig und cool am Oche. Das zeigte er nicht nur im Finale der Darts Super League. Daher ist er auch bei der anstehenden WM wieder einer, der für die ein oder andere Überraschung sorgen könnte. in der ersten Runde trifft er auf Andy Hamilton, wenn er diese überstehen sollte, dann stünde ein deutsches Duell mit Gabriel Clemens an.
Im Ally Pally wird Kurz wieder mit seiner Einlaufmusik Live is Life von Opus einlaufen. Ein klassischer Spitzname fehlt ihm noch. Vielleicht ergibt sich dieser ja bei der Weltmeisterschaft.
Fazit Darts WM Deutsche Teilnehmer
Wir sind sehr gespannt, wie sich bei der Darts WM die deutschen Teilnehmer schlagen. Wir hoffen auf jeden Fall auf ein deutsches Match in Runde zwei zwischen Gabriel Clemens und Nico Kurz. Ob es für einen der drei Spieler zum Achtelfinale reicht, kann man schwerz einschätzen. Das wäre jedenfalls schon ein großer Erfolg. Jeder weitere Runde wäre eine komplette Sensation. Hier gehts zum aktuellen Darts WM Spielplan.
Die TV Übertragung findet übrigens wie jedes Jahr auf Sport1 statt. Zudem könnte ihr bei DAZN im Stream schauen – natürlich mit Elmar Paulke. Hier gehts zum gratis Monat Dazn.